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Barcelona bietet alles!

Jacqueline Walter blickt dankbar und etwas wehmütig auf ihr Auslandssemester zurück

 
Ravall, Barcelona
27.06.2023
Barcelona, Spanien

Rot verbrannte Arme, weiße Oberkörper und der berühmt, berüchtigte T-Shirt Streifen brandmarken die mittlerweile unzähligen Tourist:innen am Strand. Knackig braune Spanier:innen kreuzen ihren Weg und Taschendiebe erkennen auf den ersten Blick ihre Zielgruppe. Tipp: benutzt Sonnencreme! 

 

Die Uni wurde in den letzten Wochen, wie der Abgabephase so üblich, sehr „intense“. Berichtenswert hierbei ist auf jeden Fall das interdisziplinäre Projekt, das die Uni in Spanien anbietet. Zusammen mit zwei Fashiondesignerinnen, drei Produktdesignern, einem Interiordesigner und mir als Grafikdesignerin haben wir gemeinsam eine interaktive Skulptur für die LGBTQ+ Community im Rentenalter konzipiert. Das Model wurde am Ende wirklich von uns gebaut und in einem Seniorenheim ausgestellt. Die Arbeit im Team mit den katalanischen Studierenden hatte einige Höhen und Tiefen. Während wir Studierenden extrem neugierig und „hyped“ um unser LGBTQ+ Thema waren, erfuhren wir viel Ablehnung unserer Professor:innen. Brauchbares Feedback und Hilfe haben wir nicht bekommen, vielmehr Kritik und Gründe, warum es nicht geht. (Die Haltung und Lehre liegt generell eher auf der konservativen Seite des Spektrums.) Auch in einem anderen Projekt, im Rahmen dessen ich eine ganze Marke erfunden habe, wurde mir anfänglich direkt gesagt, dass ich das Design nicht machen „DARF“. „Wuff, Wuff“ und „Sitz“. Mit mir nicht. Die finale Ausstellung und finalen Projekte verliefen jedenfalls sehr gut. Bestanden!

 
interaktive Skulptur für die LGBTQ+ Community im Rentenalter
Interaktive Skulptur für die LGBTQ+ Community im Rentenalter
interaktive Skulptur für die LGBTQ+ Community im Rentenalter

Augen auf – nicht nur vor Taschendieben

 

Vor Diebstahl MUSS man wirklich die GANZE ZEIT aufpassen. Wie ich jetzt zum Ende meines Erasmusaufenthalts bemerkt habe, wurden manchmal unerklärliche Beträge von meinem Bankkonto abgebucht. Ich habe herausgefunden, dass die 24/7 Supermärkte hier Kartengeräte mit manipulierten „Screens“ versehen. Man sieht auf dem Screen z.B. 80 Cent, doch unter dem manipulierten Screen werden 10,80 Euro abgebucht, wofür man dann auch die PIN eingibt. Der einzige Nachweis, der bleibt ist der Kassenbeleg und den geben einem die Ladenangestellten (absichtlich) oft nicht mit. Meine Empfehlung: Geht im Mercadona oder Lidl einkaufen! Und wenn ihr mal in einen 24/7 Supermarkt müsst, zahlt immer bar und zählt das Rückgeld nach. Von diesen Erfahrungen abgesehen, hatte ich auch unglaublich tolle Professor:innen und andere Fächer, die gute Stimmung im Unileben verbreitet haben. Insgesamt bin ich dankbar um die Erfahrung, „Grafik Design“ in Spanien studiert zu haben.

Freund:innen aus der ganzen Welt

 

Zu schnell gingen die letzten Monate vorbei. Barcelona war und bleibt eine einzige Rush Hour. Men-
schen verschiedenster kultureller Herkünfte und Zielen kommen hier zusammen und kreuzen einander den Weg. Das ist auch wirklich das Besondere an Barcelona! Ich habe nicht nur die spanische Kultur kennengelernt, sondern auch Freundschaften mit Menschen aus (wirklich) der ganzen Welt geschlossen. So „unwahr“ es klingen mag, aber länderspezifische Stereotypen treffen sehr oft zu. Die Menschen bringen ihre Verhaltensweisen, Gewohnheiten und generell sozialen Prägungen aus ihren Herkunftsländern mit nach Barcelona! Klar, passt man sich den lokalen Gepflogenheiten an, doch bleiben einige Gewohnheiten wie „die deutsche Umarmung“, „die lateinamerikanischen dreifach Küsse“, oder „die mexikanische Kuss-Umarmung“ immer bestehen. Es ist total eigenartig zu wissen, dass diese Kombination an Freundesgruppen mit ihren verschiedenen Herkunftsländern wohl nie wieder auf die selbe Art und Weise zusammenkommen wird wie in Barcelona. Viele Menschen leben hier nur für ihr Studium, einige Jahre Arbeit, oder um eine „pareja de hecho“ zu finden (um in Europa bleiben zu können). Selbst wenn ich nach meinem Studium wieder in Barcelona leben sollte, werden fast alle Freunde nicht mehr hier sein. Ich bin traurig, diese wunderschönen Begegnungen bald verabschieden zu müssen und dankbar um jede Sekunde, die wir gemeinsam hatten. Die Zeit mit diesen Menschen ist begrenzt, aber kostbar.

 

Zu meinem Leben in der WG kann ich abschließend sagen, dass auch das Leben in der siebenköpfigen WG eine sehr schöne und wertvolle Erfahrung war. Abgesehen von dem 50-jährigen Mitbewohner, der regelmäßig lautstark Beschwerden und spanische Schimpfwörter äußert, habe ich nun eine richtige Clique in der WG. Die setzt sich zusammen aus einem Data Engineer aus Ungarn, einer angehenden portugiesischen Architekturstudentin und einer spanische Medizinstudentin. Zusammen machen wir die Nachbarschaft unsicher. Apropos Nachbarschaft: Ich habe den ganzen Aufenthalt über in den Bergen, etwa 30 min vom Stadtzentrum entfernt, gewohnt. Am Anfang dachte ich, dass ich gerne zentraler und mehr im „Leben“ wohnen möchte. Doch liebe ich meine Nachbarschaft. Sie ist erstens sicher, zweitens kennen mich in inzwischen alle Läden und Barangestellten hier im Viertel. Wir haben auch total lustige und teilweise persönliche Gespräche. Es gibt hier ums Eck eine Pizzeria mit einem Inhaber aus Neapel. Ihr wisst, was das heißt: Von dort hole ich mir mit Freunden manchmal eine vegane Pizza und wir gehen damit auf einen der unzähligen Berggipfel, wo wir die Aussicht auf die Stadt genießen. Der Restaurantbesitzer hat extra für uns veganen Mozzarella mit ins Sortiment genommen. Generell lässt sich sagen, egal wie ihr euch ernährt oder lebt: Hier, in Barcelona gibt es für alle Bedürfnisse und Vorlieben hinreichend und vielseitige Angebote. Wirklich in jeder Nachbarschaft findet ihr früher oder später eure Lokale.

Impressionen

 
Jardín Botánico Marimurtra
Jardín Botánico Marimurtra
Jardín Botánico Marimurtra
Jardín Botánico Marimurtra
 
Montjuic, Barcelona
Montjuic, Barcelona
Ravall, Barcelona
Ravall, Barcelona
 

Kleine Anmerkung am Ende: Barcelona bietet wirklich „alles“. Es gibt Strand, Berge, unzählige Freizeitaktivitäten, Sonne, eine warmherzige Kultur, Architektur von Gaudí und ganzjährig sonnengereiftes (vitamingeladenes) Obst und Gemüse. Ich habe hier einige Menschen (auch im hohen Alter) kennengelernt, die eigentlich nur für ein paar Monate nach Barcelona kommen wollten und nie mehr gegangen sind. Am interessantesten war wohl das Pärchen aus Peru und Schweden, die sich vor 30 Jahren in Amerika beim Reisen kennengelernt haben und dann die Weltreise in Barcelona vorzeitig beendet haben. Das kann ich sehr gut nachvollziehen.

Vor einigen Wochen ist mir aufgefallen, wie sehr ich mich hier zuhause fühle. Ich bin extrem traurig zu gehen, und aber auch – unglaublich, aber wahr: Ich hatte vor zwei Wochen Heimweh, weil ich mir eingebildet habe, eine BUTTERBREZE gesehen zu haben! Vor einem halben Jahr wollte ich nichts mehr, als endlich raus aus Augsburg. Und dann DAS. Ich hätte nie gedacht, dass ich gleich „so deutsch bin“. Mir kommen Tränen in die Augen, bei dem Gedanken, mein Haustier und meine ganzen Freund:innen in Augsburg bald wieder zu sehen.

 
La Teixonera, Barcelona
La Teixonera, Barcelona

Zu den ersten beiden Berichten aus Barcelona

 
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22.03.2023

Barcelona, Spanien

Buntes Mosaik, riesen große Palmen, unzählige Restaurants, Orangenbäume überall, plötzlich auftauchende Akrobaten auf großen Plätzen, vorbeirauschende Geschäftsleute, Schrottsammler:innen mit Einkaufswägen, Taschendieb:innen, Spanisch, Englisch, F...

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