Erläuterung des Entwurfs (Christian Fischer):
Das Innovationszentrum für nachhaltige Baustoffe Augsburg INaB-A fügt sich in die Struktur der Hochschulgebäude am Campus Brunnenlech entlang der Baumgartnerstraße ein. Das zentrale Element des Gebäudes bildet das Atrium. Es sorgt für natürliche Belichtung des Gebäudeinneren, dient als Ausstellungsfläche, beinhaltet eine vertikale Haupterschließungsfunktion, schafft visuelle Verbindungen der offenen Kommunikationsbereiche im Gebäude mit der Werkstatt (Blickbeziehungen) und ermöglicht in Verbindung mit den an der Fassade angebrachten Solarkaminen eine durchgehende natürliche Belüftung.
Tragwerk:
Das Primärtragwerk besteht aus Brettschichtholzstützen und Brettschichtholzträgern, welche in den Stampflehmwänden von einer Stahlbeton-Skelettbauweise abgelöst werden, deren „Gefach“ mit Stampflehm ausgefüllt wird. Zwischen den Brettschichtholzträgern des Primärtragwerks spannen Brettstapelholzdecken, welche die Sekundärlast auf das Primärtragwerk ableiten. Zur zusätzlichen Aussteifung des Tragwerks sitzt ein Aufzugsschacht mit Stahlbetonwänden im Sanitärkern. Um das Gebäude gegen horizontale Krafteinwirkungen auszusteifen wird eine gebäudeumfassassende Schicht aus einer 40 mm Mehrschichtplatte außenseitig des 160 mm Sekundärtragwerks der Außenwand vorgesehen (vgl. Detail Fassadenschnitt).
Material:
Beim Gebäudekonzept wurde vor allem auf die Rückbaubarkeit und eine mögliche sortenreine Verwertung der Bauteile geachtet. Aus diesem Grund sollten möglichst wenige Klebeverbindungen zum Einsatz kommen und Materialdurchmischungen möglichst vermieden werden. Die Verbindungen der Holzteile erfolgt größtenteils über lösbare Schraubverbindungen. Zudem wurden bei der Materialwahl hauptsächlich Bauteile mit möglichst geringem Anteil an TVOC verwendet.
Für die thermische Speichermasse und die damit einhergehende Pufferung der sommerlichen Temperaturspitzen kommen Stampflehmwände und geschliffener Stampflehmfußboden mit Kaseinanstrich zur Anwendung. Der Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes wird für zwei kritische Räume im Bericht aufgeführt. Im Stampflehmfußboden ist eine Flächenheizung integriert, welche für die Wärmeübergabe an die Räume sorgt. Die Stampflehmwände haben zudem positive Auswirkungen auf Haptik und Raumakustik. Im Gebäudeinneren werden die Stirnseiten der Stampflehmwände und deren Stahlbetonstürze jeweils von unbehandelten Fichtenholzzargen eingefasst und betonen somit die Öffnungen in den Stampflehmwänden (vgl. Innenraumperspektive).
Fassade:
Die Pfosten-Riegel Fassade besteht aus Holzpfosten und -riegeln, die Grundprofile und Pressleisten bestehen aus Aluminium, bieten optimalen Witterungsschutz und erhöhen somit die Lebensdauer der Holzelemente. Als Fassadenverkleidung wurde eine verkohlte Holzschalung gewählt, deren carbonatisierte oberste Schicht eine wartungsarme Oberfläche entstehen lässt, welche vor Feuchtigkeit, Witterungseinflüssen und Schädlingen schützt. Aus diesem Grund ist keine weitere Behandlung des im Außenbereich eingesetzten Holzes notwendig. Im Kontrast zum schwarzen Grundkörper soll die Hüllenkonstruktion in den beiden Obergeschossen aus Lärchenholzlamellen entstehen. Durch Witterungseinflüsse bilden die unbehandelten Hölzer bereits nach wenigen Monaten eine natürliche, gräuliche Patina aus. Der Werkstattbereich setzt sich vom restlichen Gebäude durch eine markante Stampflehmoberfäche ab, welche im nordöstlichen Teil von 2 Rundfenstern durchbrochen wird. Hierdurch soll der Fokus der Vorbeigehenden auf die robotische Stampflehmwandfertigung im Gebäudeinneren gelenkt werden und so Neugier schaffen.
Lüftung:
Die Frischluftversorgung wird über einen Luft-Erdwärmetauscher gewährleistet, welcher die Frischluft in den Sommermonaten vorkühlt und in den Wintermonaten vorwärmt. Die für die Sanitär- und Küchenbereiche ganzjährig betriebene zentrale Lüftungsanlage mit Rotationswärmetauscher wird in den übrigen Gebäudeteilen nur in den Wintermonaten eingesetzt, um die Wärmeverluste des Gebäudes möglichst gering zu halten. Details hierzu befinden sich im Berichtsheft als Anlage zum Entwurf.
Tageslicht und sommerlicher Wärmeschutz:
Die Gruppenbüros sind mit geteilten Raffstores ausgestattet. Der obere Teil der Raffstores verfügt über Lichtlenklamellen, um das Tageslicht möglichst weit in den Innenraum lenken zu können und eine Versorgung mit Tageslicht sicher zu stellen. Verstärkt wird dieser Effekt noch zusätzlich über die Lightshelfs. Der Co-Working Bereich verfügt über einen vertikal angebrachten textilen Sonnenschutz, welcher über ein BUS System zentral gesteuert wird.
Durch den Textilen Sonnenschutz ist trotz Verschattung des Innenbereichs immer ein Bezug nach Außen sichergestellt, ohne die winterlichen (gewollten) solaren Energieeinträge zu reduzieren. Aus diesem Grund wurde bewusst auf eine feststehende Verschattung der Fassadenöffnungen verzichtet. Eine teilweise Verschattung der Fassadenöffnungen des Erdgeschosses wird durch eine Auskragung im südöstlichen und südwestlichen Teil ermöglicht.