Erläuterung des Entwurfs (Sabeth Schimmel):
Der Entwurfsgedanke ist davon geleitet, Menschen einzuladen, die Innovationswerkstatt nachhaltiger Baustoffe bzw. das Geschehen im Gebäude zu entdecken und so das Thema des nachhaltigen Bauens in die Gesellschaft hinein zu präsentieren. Ein monolithischer Körper integriert daher die bestehende Wegeführung über das Grundstück in bzw. unter das Gebäude, schafft mit der Durchschneidung einen geschützten Eingangsbereich für zwei Gebäudeteile und einen niederschwelligen Zugang für Besucher und Passanten.
Die Hauptattraktion innerhalb des Baukörpers bildet die Innovationswerkstatt für die Erforschung und Entwicklung nachhaltiger Baustoffe. Diese Funktionen befinden sich im Untergeschoss, Erdgeschoss und Zwischengeschoss südöstlich der Durchquerung. Auf der nordwestlichen Seite des Durchgangs befindet sich das Foyer mit Infotheke, das Forum als Begegnungsort, ein Café mit Sanitärberbereich und die Ausstellung mit Schaufenster zum Durchgang.
Durch die schräge Deckenebene der Durchschneidung entsteht ein Höhenversatz der beiden Gebäudeteile. Dieser Versatz sorgt für die Split-Levels in den oberen Stockwerken, in denen sich Seminarräume, Gründerzentren und Open Office Spaces befinden. Über dem Durchgang befindet sich die Haupterschließung des Gebäudes mit einer großen Treppe über die gesamte Bauwerksbreite. Hier kann gearbeitet werden oder ein offener Austausch stattfinden. Einen Sichtbezug zur Haupterschließung bekommt man auch über die Lichtbänder in der Decke des Durchgangs.
Die Räume sind hochflexibel nutzbar. So können die Seminarbereiche durch Akustikvorhänge geschlossen, mit anderen Seminarräumen gekoppelt oder mit dem Open Office Space verbunden werden. Dadurch ist eine Nutzung der Flächen gegeben, auch wenn diese nicht gebucht sind.
Anlagentechnik
Die Wärmeerzeugung geschieht durch eine Wasser-Wasser- Wärmepumpe. Diese ist mit einem Heizwasserpufferspeicher gekoppelt. Eine Fußbodenheizung im gesamten Gebäude sorgt für die Wärmeübergabe. Hinzu ist eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und einem Erdkanal zur Vorkonditionierung der Luft vorhanden.
Ein Teil des Strombedarfs wird mit einer Photovoltaikanlage abgedeckt. Die PV-Anlage ist 120 m2 groß und in Richtung Südost auf dem Dach positioniert. Dieser erzeugte Strom wird teilweise in einem PV- Stromspeicher gespeichert.
Um das Trinkwarmwasser zu decken gibt es in den Sanitärbereichen und in der Küche eine dezentrale Warmwasseraufbereitung mit Hilfe von Durchlauferhitzern.
Durch das Atrium und die Fensteröffnung im oberen Bereich der Fenster wird eine erhöhte Nachtlüftung und eine Querlüftung sichergestellt.
Konstruktion
Auf die Trennbarkeit und Recycling-Fähigkeit wurde bei der Konstruktion ein besonderes Augenmerk gelegt. So sind die Holzrahmenaußenwände und die Holzhybriddecke vorgefertigt und können wetterunabhängig hergestellt werden.
Die Außenwände dienen zur Aussteifung und zur Lastabtragung. Die Lastabtragung im Inneren des Gebäudes geschieht über die sichtbaren Betonstützen. Diese tragen die Holzhybriddecke, die in den Betonunterzug einbindet. Nichtragende Innenwände sind aus Stampflehm in Dicken von 26 cm und 40 cm in modularer Vorfertigung. Hierzu werden werden auch Grünlinge verwendet. Die aus Lehm gefertigten Wände dienen zudem als thermischer Speicher, verringern den Luftschall und verbessern das Raumluftklima.
Die erdberührten Bauteile bestehen aus wasserundurchlässigem Beton und sind mit Schaumglasschotter lose an den horizontalen Bauteilen und in Säcken an den vertikalen Bauteilen gedämmt.
Fassade
Die Fassadenverkleidung ist ein Glasfaser-PTFE-Gewebe, welches als Sonnen-, Blend- und Wetterschutz dient. Die Blickbezüge von innen nach außen sind durch die hohe Transparenz des Gewebes trotzdem vorhanden.
Im Erdgeschoss ist die Fassade mit Streckmetall bekleidet, um das Fassadengewebe vor Vandalismus zu schützen. Zudem gibt es an der Fassade im Südosten bei der Innovationswerkstatt einen Bereich für Fassaden-Mock-Ups. Durch die Transparenz des Streckmetalls und des Gewebes kann bei Dunkelheit die Fassade hinterleuchtet werden.
Da der spezifische Primärenergiebedarf um 35 % den Referenzwert unterschreitet, ist die Anlehnung an den KFW 40 Standard eingehalten.